23.8.2015 Konzert „FAVO feat. Sander de Winne“

16. Abschlussfest So  23.8. 19 Uhr Konzert „FAVO feat. Sander de Winne“ mit Volker Schlott (Berlin) – Sopransaxophon, Falk Breitkreuz (Berlin) – Bassklarinette, Sander de Winne – Gesang (Vocalist – Composer / Belgium)
“Außergewöhnliche „Blasmusik“ mit der „kleinsten groovenden Kapelle Berlins“

Links und Informationen zu den Musikern: Falk Breitkreuz # Sander de Winne # Volker Schlott

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Foto: Miriam Siefert

FAVO von Josef Engels

FAVO Es gibt im Deutschen manchmal seltsame Unterscheidungen. Zum Beispiel die zwischen U- und E-Musik, die verzweifelt das Unterhaltende vom Ernsten in der Kunst zu trennen versucht. Nicht minder rigoros unterscheidet man zwischen Musiker und Musikanten. Erstere können alles vom Blatt spielen, sind nicht nur schwer seriös, sondern müssen auch unbedingt ernst genommen werden. Letztere hingegen gelten als Hallodris und naive Naturburschen; sie neigen in gefährlicher Weise dazu, unterhalten zu wollen und sind im schlimmsten Falle lustig.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Der Sopransaxofonist Volker Schlott und der Bassklarinettist Falk Breitkreuz, die unter dem Namen FAVO die kleinste, aber voll funktionsfähige Groove-Einheit Berlins betreiben, sind absolut amtliche Musiker. Ausgebildet an der renommierten Musikhochschule Hanns Eisler im Ostteil der damaligen Mauerstadt, gefragt als Mitmusiker von Prominenten wie Cecil Taylor, Mikis Theodorakis, Jocelyn B. Smith, Chaka Kahn oder Udo Lindenberg, erprobt in unzähligen ernsthaften Musik-Formationen, von Big Band bis Symphonieorchester.

Und trotzdem haben Schlott und Breitkreuz nichts dagegen, wenn man sie Musikanten nennt. Ganz im Gegenteil: „Was uns verbindet, ist dieses Musikantische. Das sage ich ganz bewusst“, erklärt Schlott, der bei FAVO die hohen Frequenzen abdeckt. „Wir haben uns ohne große Worte verstanden und sofort spielen können. Da fehlt nichts. Obwohl wir nur zu zweit sind.“

Das wortlose Verständnis, die intuitive konstruktive Konsonanz zwischen den beiden gleichberechtigten Partnern und ihren Instrumenten – das macht die Magie dieses Duos aus. Wenn man hört, wie organisch sich Sopransaxofon und Bassklarinette hier verständigen, ergänzen und gegenseitig komplettieren, könnte man zu dem Schluss kommen, dass diese Instrumenten-Kombination im Jazz oder in der Kammermusik seit Ewigkeiten gang und gäbe wäre. Dem ist nicht so. Ohnehin steht dieses Duo unter einem besonderen Stern: Dass Schlott und Breitkreuz, die so verwandt klingenden Seelen, auch noch am gleichen Datum Geburtstag haben, könnte möglicherweise dazu führen, dass die Musikindustrie demnächst vor Bandgründungen Astrologen zu Rate ziehen wird.

Für die Entstehung von FAVO muss man aber nicht das Schicksal oder andere ominöse höhere Mächte verantwortlich machen. Eigentlich lag es auf der Hand: Schließlich arbeiten Schlott und Breitkreuz schon seit einer Dekade in einer Formation zusammen, die sich – auch dank des Goethe-Instituts und seiner Tourneeförderung – weltweit einen Namen machen konnte.

Die 1986 gegründeten FUN HORNS, die sich halb scherzhaft, aber trotzdem komplett berechtigt als „das erste wiedervereinigte Bläserquartett Berlins“ bezeichnen, haben gezeigt, dass man ohne Rhythmusgruppe, dafür aber mit langem Atem wirklich jede Art von Musik mit Witz, Verstand und Gemüt machen kann. Die FUN HORNS sind sozusagen Geburtshelfer von FAVO: Das Duo entstand während einer Sibirien-Tournee des Quartetts. Während die Blechbläser nach den Soundchecks Pause machten, entdeckten Schlott und Breitkreuz in den leeren Konzertsälen die Macht des Holzes. Seitdem zeigen die beiden, dass ein halbiertes Bläserquartett diesen Spaß, diese Freude am puren Musikmachen, den man von den FUN HORNS kennt, sogar noch verdoppeln kann.

Man hört es auf der ersten CD des Duos. „FAVO Riten“ heißt die Einspielung. Sie versammelt dem Titel entsprechend lauter Lieblingslieder der beiden Instrumentalisten. Die Bandbreite ist groß: Sie reicht von den Beatles über Astor Piazzolla, von Standards aus dem American Songbook über Giacomo Puccini bis hin zu eigenen Kompositionen aus der Feder der beiden Holzbläser. Nichts wirkt gekünstelt, aufgesetzt oder verkopft. Schlotts leicht dahingetupften, frei schwebenden Melodien stehen Breitkreuz’ firme Linien aus der Tiefe des harmonischen Materialraums gegenüber. Manchmal tauscht man die Rollen, manchmal sorgt man mit Ventilklappern für reizvolle perkussive Effekte.

Da drängt sich natürlich die Frage auf: Ist das Jazz, weil da vieles aus dem Moment entsteht? Oder doch eher Klassik, weil sich die beiden so klangschön gespielten Blasinstrumente kontrapunktisch kommentieren wie in einer Fuge? Ist es Kammermusik? Weltmusik?

Nennen wir es Schwingungen. „Ich glaube, das ist das Zauberwort“, sagt Schlott. „Ich habe selber noch nicht analysiert, was da mathematisch läuft – aber die Frequenzen dieser beiden Instrumente passen so gut zueinander, verschmelzen so optimal, wie ich es vorher noch nicht erlebt habe. Da scheint es ein Geheimnis zu geben. Es sind die Schwingungen zwischen den Instrumenten. Aber auch die Schwingungen im Raum und in den Ohren der Leute, die zuhören. Da muss man nichts mehr erklären. Das ist einfach Musik.“

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Foto: Miriam Siefert
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