Das Konzept der Freien Gartenakademie
Die Freie Gartenakademie ist geplant als eine jährliche Veranstaltungsreihe rund um das Thema Garten und Natur, beheimatet im westfälischen Münster. Im Mittelpunkt steht ein experimentierfreudiges Kulturprogramm mit Konzerten, künstlerischen Aktionen, Theatervorstellungen und Lesungen. Der zweite Bereich ist ein anspruchsvolles Diskursprogramm, das sich den existentiellen, ökologischen, philosophischen, sozialen und kulturellen Dimensionen des Themas stellt. Die Freie Gartenakademie sieht sich als Initiator und Kreativpartner für die Suche nach neuen kulturellen Darstellungsformen und Themenblickwinkel.
Die Freie Gartenakademie hatte ihre Premiere im Sommer 2006 und wurde vom Künstler Wilm Weppelmann ins Leben gerufen. Der Vortrag „Jeder Garten ist Philosophie“ des Philosophen Dr. Andreas Mussenbrock (Autor von „Termin mit Kant“ dtv Verlag) machte den Auftakt. Zentraler Veranstaltungsort ist ganz bewusst ein einfacher Schreber- und Nutzgarten, der sein ganz besonderes intimes und anregendes Ambiente zum Erfolg der Veranstaltungsreihe beisteuerte. An manchen Abenden fanden sich so bis zu 150 Besucher im Garten ein. Für größere Veranstaltungen stehen Ausweichräumlichkeiten zur Verfügung.
Die Freie Gartenakademie versteht sich als Experimentierfeld und führt deshalb das Wort „frei“ sehr selbstbewusst und mit einem Hauch von Verwegenheit. Sie verschanzt sich nicht hinter dem Gartentor, sondern nimmt sich das Recht, auch weit über den Beetrand hinaus, Themen und Kulturaspekte zu klimatisieren, zu diskutieren und sie in und aus dem Garten zu holen.
Die Freie Gartenakademie sieht den Garten nicht als ein nostalgisches Idyllenreservat oder Auswuchs der Anthropozentrik, sondern als einen aktiven Baustein für eine Welt mit Zukunft Mensch. Denn aus dem Mikroskosmos Garten lassen sich elementare Lernerfahrungen ableiten, die gerade in Cyberlife- und Klonzeiten an Wichtigkeit zunehmen. Das Gefühl und Wissen für Rhythmen, Zyklen, Wachsen, Werden, Vergehen, Energiehaushalt, organischer Verbundenheit, Abhängigkeit und Verantwortung, leiblicher Wirklichkeits- und Selbsterfahrung, Erdung, Lebendigsein und Spiritualität erfährt sich im Garten und hilft dem Menschen eine lebenswerte Bescheidenheit abseits von technokratischen Allmachtsphantasien zu entwickeln.
Die Freie Gartenakademie begleitete die Suche nach dem Prinzip Garten, nach seiner Erfahrungswirklichkeit, nach seinem Lebenswert, nach seiner globalen Vernetzung, nach seiner symbolischen Aussagekraft, seiner pädagogischen und politischen Relevanz, nach seiner Auswüchsen, nach seiner Rolle, nach seinen gesellschaftlichen Möglichkeiten, seinen mythologischen und spirituellen Verknüpfungen, seiner kulturellen Verankerung, seinem geistigen Nährgehalt und nicht zu vergessen seinem Lustprinzip und verknüpft dazu Leben, Lernen und Genießen aus und mit einem Garten zu einem ambitionierten Kultur- und Sachprogramm.
Vor diesem Hintergrund wird sich die Freie Gartenakademie jedes Jahr einem neuen Themenkomplex widmen und anhand von markanten Eckpunkten, Initiativen fördern, Anstöße vermitteln, Diskussionen anzetteln und Kulturereignisse initiieren. Jedes Jahr werden neue Gäste mit Vorträgen, Aktionen, Workshops, Lesungen, Diskussionen, Konzerten, Ausstellungen für ein spannendes Programm sorgen.
Grundlage der Arbeit der Freien Gartenakademie ist das Prinzip Hoffnung, eine humanistische Wertschätzung und das Wissen, um eine weitreichende ethische und ökologische Verantwortung für den Handlungsspielraum des Menschen. Und bei aller Sachlichkeit gehört untrennbar die Freude dazu, diesen aufregenden Mikrokosmos Garten immer wieder neu zu entdecken, lustvoll zu durchleben und zu durchdenken – die Freie Gartenakademie will dazu einen kleinen Beitrag leisten.
© Wilm Weppelmann Münster 2013