8.7.2013 Konzert „Klänge des Himmels – Japanische Zeremonialmusik Gagaku“

6. Mo 8.7.2013  # 20 Uhr Konzert „Gagaku Ensemble“ mit

„Klänge des Himmels – Japanische Zeremonialmusik Gagaku“

Besetzung: Hideaki Bunno, Gesang, Shō-Mundorgel # Michinobu Katō, Fue-Querflöten # Noriaki Ishii, Hichiriki-Oboe # Naoyuki Manabe, Shō-Mundorgel, Wagon-Zither

Das Ensemble tritt am 11.7.2013 auch in der St. Severin Kirche in Köln auf. Dieses Konzert wird dann live auf WDR 3 übertragen.

In Kooperation mit dem Japanischen Kulturinstitut Köln (The Japan Foundation)  

Einlass am Montag: ca. 19.40 Uhr,  bitte beachten Sie die beschränkten Platzkapazitäten, nach Veranstaltungsbeginn kein Einlass mehr, es ist keine Pause vorgesehen

Ishii_Noriaki

Gagaku – Klänge des Himmels

MitGagaku“ bezeichnet man in Japan eine besondere Gattung instrumentaler und vokaler Ensemblemusik, die vornehmlich bei zeremoniellen und rituellen Anlässen am Kaiserhof, aber auch zur Ausgestaltung von Festen an shintoistischen Schreinen und buddhistischen Tempeln gespielt wird. Ihre Geschichte lässt sich über mehr als 1200 Jahre bis in die Nara-Epoche (710-794) zurückverfolgen. Damals orientierte sich der junge, noch im Aufbau befindliche Inselstaat an China und übernahm von dort auch zahlreiche Musikarten, Musikinstrumente und Tanzformen, die ihrerseits bereits Importe aus anderen asiatischen Kulturen, u.a. aus Indien, West- und Zentralasien darstellten.

    In Japan wurden diese Traditionen zu einer spezifisch japanischen Darbietungskunst assimiliert, die sich unter dem Sammelbegriff Gagaku bis heute in lebendiger Praxis erhalten hat.

    Der Terminus „Gagaku“ stammt aus dem Konfuzianismus und meint eine „würdevolle, korrekte“ Musik, die nicht in erster Linie ästhetisch gefallen, sondern ethisch bilden will. Als Klangsymbol kosmischer Ordnung trägt sie dazu bei, den Menschen als ein „harmonisches“ Wesen zu vollenden, das von extremen Gefühlen frei einen „mittleren Weg“ der Ausgeglichenheit und heiteren Gelassenheit erreicht.

    Archaische Einfachheit und ein weitgehender Verzicht auf unmittelbaren Gefühlsausdruck sind denn auch Merkmale der konkreten Gagaku-Musik. Ihr betont langsames Vortragstempo hebt das alltägliche Zeitempfinden auf und verweist auf die Zeitlosigkeit kosmischer Ordnung. Mit „Klängen des Himmels“ erzeugt Gagaku eine abgehobene, feierliche Atmosphäre, in der die Begegnung der Menschen mit Ahnen, Göttern und Buddhas möglich wird.

    Gagaku umfasst heute sehr unterschiedliche Arten von Musik: Gesänge, Instrumentalmusik und Tänze der höfischen Shintō-Zeremonien; instrumentalbegleitete Lieder (Saibara, Rōei), die in stilisierter Form Volkslieder des Altertums bewahren; und vor allem Ensemblemusik, die entweder konzertant (Kangen) oder zur Begleitung von Tänzen (Bugaku) aufgeführt wird.

    Die Orchestrierung dieser Ensemblemusik ist standardisiert: Die Melodie, die den Kern einer Gagaku-Komposition ausmacht, wird von den meist mehrfach besetzten Blasinstrumenten Hichiriki (kleine Oboe) und Fue (Querflöte) heterophon vorgetragen und von der Shō (Mundorgel) mit Akkordklängen im hohen Tonregister gleichsam eingehüllt. Die Saiteninstrumente Gakusō (13-saitige Wölbbrettzither Koto) und Biwa (4-saitige Laute) stützen die Melodie mit charkteristischen Arpeggien im Bassregister ab. Eine große und eine kleine Trommel sorgen zusammen mit einem kleinen Bronzegong für den rhythmisch-metrischen Rahmen.

    Aufgrund dieser strukturellen Einfachheit lässt sich Gagaku-Musik ohne substantiellen Verlust auch in kleiner Besetzung von nur 2-3 Instrumenten spielen. Die Hofmusiker um Hideaki Bunno, den ehemaligen „Musikmeister“ des kaiserlichen Gagaku-Ensembles in Tokyo, haben für das heutige Konzert ein Programm aus repräsentativen Repertoirestücken zusammengestellt.

 

PROFILE

Hideaki Bunno (*1944) stammt aus einer Musikerfamilie, die seit der Anfangszeit der Hofmusik am japanischen Kaiserhof im 8. Jahrhundert diese in einem „Amt für Musik und Tanz“ pflegt und weitergibt. Als Nachfolger seines Vaters trat er 1959 in die Dienste des Kaiserhofs, wo er fünfzig Jahre als Gagaku-Musiker vor allem das Spiel der Shō (Mundorgel) und den Gesang (Mi-Kagura) praktizierte. Zuletzt wirkte er auch als musikalischer Leiter des Hoforchesters. 1977 war er Mitbegründer des Ensembles Jūnion-kai, das neue Möglichkeiten der Verbindung von Tradition und Moderne in der Gagaku-Musik erprobt. 2009 wurde Hideaki Bunno mit dem Preis der Japanischen Akademie der Künste ausgezeichnet.

Michinobu Katō (*1965) kam bereits in seiner Jugend mit der Gagaku-Musik in Kontakt. 1984 wurde er „Haus-Schüler“ (Uchi-deshi) des Gagaku-Meisters Hironori Sono (1926-1998), der am Kaiserhof ausgebildet und gedient hatte, ehe er freiwillig den Dienst quittierte, um als künstlerischer Leiter des Ensembles Gagaku Dōyūkai die  Hofmusik in Japan einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Michinobu Katō ist seit 1988 selbst „Musikmeister“ in diesem Ensemble, aber auch Mitglied im Ensemble Jūnionkai von Hideaki Bunno. Er hat sich auf die Instrumente Fue (Flöte) und Gakubiwa (Laute) sowie den Hoftanz spezialisiert.

 

Noriaki Ishii (*1965) erhielt seit seinem 15. Lebensjahr eine Ausbildung als Musiker der japanischen Gagaku-Hofmusik. Auch heute noch sucht er künstlerischen Rat bei namhaften Hofmusikern aus dem „Amt für Musik und Tanz“ – für das Spiel der Oboe Hichiriki bei Nagao Ōkubo, der Mundorgel Shō bei Hideaki Bunno und der Laute Gakubiwa bei Akihiko Ikebe. Noriaki Ishii engagiert sich als Musiker dafür, Gagaku als Tradition der japanischen Kultur lebendig zu halten und allgemein bekannt zu machen. Dazu betreibt er vielfältige Projekte (Konzerte, Vorträge) überall in Japan. Er ist offizielles Mitglied des Ensembles Ono Gagaku-kai. 

Naoyuki Manabe (*1971) studierte Komposition sowie Gagaku-Hofmusik u.a. bei Hideaki Bunno. Er arbeitet heute gleichermaßen als Komponist wie als Spieler der Gagaku-Instrumente Shō (Mundorgel) und Gakusō (Zither) und tritt auch beim Hoftanz auf. Als Komponist wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2011/12 hielt sich Naoyuki Manabe mit einem Stipendium des japanischen Staates für ein Jahr in Deutschland auf, um in Konzerten und Workshops die Mundorgel Shō vorzustellen und in Kooperationen mit Musikern und Komponisten nach neuen musikalischen Möglichkeiten für das alte Instrument zu suchen.

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